MMORPGs oder wie klingt Ork, wenn ein Elb sich erbricht

Die heutige Rollenspielgemeinschaft ist riesig wie nie und besitzt unglaublich viele Facetten. Jede dieser Facetten des Rollenspiel besitzt eine eigene große Gemeinschaft. Dieser Begriff bedeutet in modernem „Denglisch“: Community. Man könnte ganze Bücherreihen schreiben, wenn man alle Facetten beschreiben und erklären möchte. Daher lass ich das (erstmal) und beziehe mich heute ausschließlich auf den Begriff MMORPG und erkläre diesen mal kurz.
In diesem Moment kommt der unerfahrene Rollenspieler vorbei und fragt sich: „Wovon redet er da schon wieder?“ Das war der Moment, indem ich mir dachte, ich muss die Gruppe wieder zusammen suchen. So will ich die Gemeinschaft des erfahrenden, des durchschnittlichen und des unerfahrenen Spieler nennen. Dabei bat ich jedem etwas mitzubringen. Der Unerfahrene sollte Würfel mitbringen, der Durchschnittliche sollte eine Schaufel mitbringen und der Erfahrende sollte einen einfachen, alltäglichen, normalen, gut in der handliegenen Hammer mitbringen. Den er aber nicht hatte und daher den alten, verrosteten, wackelnde, von Holzwürmern zerfressenden Griff von seinem Urgroßvater aus dem Jahr 1903 als Erbstück mitgebracht hatte, dem absolut nichts passieren durfte. Das war wohl die größte Herausforderung des Tages. Wozu sie diesen Sachen mitbringen sollten und was das alles mit MMORPGs zu tun hat, wird später erklärt.

Es war ein herrlicher Sommertag, bis die Wolken aufzogen und es regnete. Die drei setzten sich unter ein Vordach in einem Garten und fingen an zu diskutieren. „Sag mal, was ist dieses Mork“, fragte der unterfahrende Spieler. „Du meinst M M O R P G“, entgegnete der erfahrende Spieler. Er erklärte, dass dies eine Abkürzung für Massive Multiplayer Online Role Play Gaming sei. Role Play Gaming steht für das Rollenspiel. Online ist dieses Rollenspiel deswegen, weil es über über das Internet gespielt wird. Massive Multiplayer steht dafür, dass eine Menge Spieler gleichzeitig mit einander Interagieren können. So könnte MMORPG als „Verdammt viele Spieler spielen Rollenspiele über das Internet“ sehr frei übersetzt werden. Der durchschnittliche Spieler fügte dem noch hinzu, dass MMORPG das selbe sei, wie das Rollenspiel mit Würfeln am Tisch. Da schreckte der erfahrende Spieler auf und schrie: „Himmel bewahre!“
Für eine einfachere Beschreibung des Prinzips von MMORPGs mag es sein, dass Online Rollenspiele wie Rollenspiele am Tisch sind. Semi- und Profispieler von MMORPG-Spielen kommunizieren ebenfalls mit gesprochender Sprache und nicht außschließlich mit geschriebender Sprache (Chat!). Sie essen auch am PC und haben damit das ungefähre selbe flair wie am Tisch. Beim Pen & Paper unterhälten sich auch alle und essen irgendwas. Es gibt allerdings einige wichtige Unterschiede zwischen dem MMORPG zum Pen & Paper oder dem LARP. Auf Grund von persönlichen Erfahrungen werden erstmal nur diese drei Facetten des Rollenspiels verglichen.
Der erste Unterschied betrifft die Entscheidungsgewalt. Diese liegt bei einem MMORPG bei dem Computer und nicht bei dem Menschen, wie im Pen & Paper oder Larp es der Fall ist. Ein Beispiel was damit gemeint ist zeigt folgende Situation:
Ein großer und mächtiger Krieger trifft einen Goblin. Der Spieler des Kriegers kämpft so schlecht, dass er gegen den Goblin verliert. Bei einem MMORPG würde nun die Sterberoutine anfangen. Etwas Goldverlust, Erfahrungs-Verlust und den Verlust der Lust. Bei einem Rollenspiel am Tisch oder LARP würde in dieser Sekunde die Laune des Menschen bestimmen. Ist der Spielleiter gut gelaunt sagt er so etwas wie: „Radiergummi drüber, Charakterbogen neu erstellen.“ Sollte der Spielleiter weniger gut drauf sein, so verliert man sein Gold, seine Erfahrung, seinen Ruf, seine Ehre und dann auch noch die Kekse, die auf dem Tisch lagen. Hingegen die Sterberoutine bei einem MMORPG immer die identische Routine ist.
Der zweite Unterschied liegt in der Freiheit der Aktionen. Mal angenommen, ich fasse ungezwungen einer Dame an den Po (wie sie aussieht, sei jedem frei überlassen). Eine solche Handlung in einem MMORPG ist nur möglich, wenn diese definiert und entwickelt wurde. Somit bietet das MMORPG eine beschränkt definierte Menge an Handlungen. Der Vorteil eines MMORPGs in einer solchen Situation ist es, dass ein Rollenspieler, der einer Dame an den Po fasst, sehr schnelle eine Ohrfeige als Belohnung erhält. Natürlich geschieht dieses rein virtuell, weswegen der reale Schmerz entfällt. Der Schmerz ist hingegen im LARP ein eher größerer Nachteil (Ich sag nur: AUSSPIELEN). So ist der Schmerz im Pen & Paper, dem Rollenspiel am Tisch, auch nur ein Konstrukt der Fantasie, außer die Spielerin des weiblichen Charakters fühlt sich angegriffen und schlägt auch real zu. Es bleibt folglich nur zu sagen: Auf Wiedersehen schmerzfreies Leben.
Der dritte Unterschied liegt im Ziel des Rollenspiel. Bei einem MMORPG stehen die Spieler in Konkurenz zueinander um Gegenstände die den eigenen Charakter aufwerten. Bei einem LARP existiert dieser Gedanke nicht, da jeder Gegenstand einen realen zu bezahlenden Wert hat. Beim LARP ist der Gedanke der Interaktion das Ziel des Rollenspiel. Egal, ob die Interaktion nun ein Kampf, ein Flirt oder ein Handel ist. Die Darstellung des Charakters und die Durchsetzung der Interessen des Charakters existieren ebenso als Ziele im LARP. Am nächsten kommt das Pen & Paper an die MMORPGs heran. Im Grund vereint das Pen & Paper die unterschiedlichen Ziele des LARP, die Darstellung und Durchsetzung der Ziele des Charakters, und das Konkurrenzverhalten um bessere Gegenstände, wie im MMORPG.
„Alles klar. Das klingt jetzt irgendwie nach sehr viel für jemanden, der kaum Erfahrung hat“, äußert sich der unerfahrene Rollenspieler. „ Die Erfahrung ist nicht notwendig. Der entscheidende Punkt ist, dass MMORPG eine Facette ist, die sich klar von anderen Facetten des Rollenspiels abgrenzt“, meint der erfahrene Rollenspieler. „So lange die Punkte stimmen“, kicherte der Durchschnittsspieler mit den Durchschnittswitzen.
Die Frage nach MMORPG stellt sich in soweit, wieweit man diesem Hobbie frönen möchte. Um das Gefühl für MMORPG einmal deutlicher zu erklären werden ein paar Würfel, ein alter, verrosteter, wackelnder, mit einem von Holzwürmern zerfressender Griff von seinem Urgroßvater aus dem Jahr 1903 vererbter Hammer und eine Schaufel benötigt.
Stellen Sie sich nun die drei Personen, die Sitzecke im Garten, den Garten und all das drum herum wie eine nicht reale Welt vor. Sie besteht nicht aus Atomen und Molekülen sondern aus vielen Pixeln (Bildpunkte auf einem Monitor). Der unerfahrene Spieler stellt den zu spielenden Charakter da, der Durchschnittstyp spielt ein Monster und der erfahrene Spieler gibt den Questgeber.

Es war einmal…
der Questgeber:
„Ihr Held kommt mal her!
Ja, ich meine Euch, steht hier sonst wer?
Also kommt herüber,
oder ist es Hohl in eurem Stüber?
Ja? Ein Krieger,
nicht schon wieder.
Die Würfel der Wünsche begehr ich,
drum lasst mich nicht im Stich.
Besorgt sie bei beim bösen Totengräber,
aber seid vorsicht, dass ist ein übler Schläger.“
Und so machte sich der Held auf und zog zum Friedhof. Um Ihnen den langen Weg zu verkürzen:

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Angekommen auf dem Friedhof sah der Held den Totengräber. So sprach der Held:
„ Da legst dich gleich selber nieder!“
So rannte der Held zu dem Totengräber. Dieser zückte seinen zweihändigen Streitkolben, die Schaufel, und zielte wuchtig auf den Held. Dieser sah ein Kupfer auf dem Boden, bückte sich und der Streitkolben fuhr vorbei. Schnell steckte er die Kupfermünze in die Hose und nutzte den Schwung von dem Boden zur Hose, um ihn in den Schlag mitten in Magen des Totengräber zu stecken. Der Totengräber verzog schmerzverzerrt das Gesicht und fiel zu Boden. Beim obligatorischen Leichenfleddern, was in jeder Rollenspielart das Hobbie eines jeden Helden ist, fand der Held die Würfel der Wünsche. Neben den Würfeln nahm er den zweihändigen Streitkolben mit. So ging er zum Questgeber zurück.

Beim Questgeber angekommen, sprach dieser zum Held:
„Ihr frohlockt meine Situation,
und senkt die Frustration.
Euer Anblick gleicht meinem Frohmut,
aber des Lobes nun genug.
Eure Belohnung eurer Tat seht ihr hier,
ein Hammer so stark wie ein Stier.“

Der Questgeber hielt den alten, verrosteten – ach Ihr kennt das schon alles – Hammer hoch. Der Held schüttelte ab: „Seht.. äh… zweihand Wums. Waffe ist äh großes Wums. Ich wunschen nur Ruhe und öh Frieden.“ Plötzlich verpuffte der Held und an seiner stand ein Grabstein, auf dem geschrieben stand: „Kriegerhelden sind nicht die Hellsten. Möge er ewige Ruhe und Frieden finden.“ Neben dem Grabstein liegen die Würfel der Wünsche. Der Questgeber hebt sie auf und spricht:
„ Der Krieger ist ein feiner Mann,
der leider auch ohne Hirn nicht leben kann.“

Nun gut, jetzt werden einige MMORPG Fans aufschreien und sagen, dass diese Szene sich nur bis zum Rückkehr des Helden so abspielen kann. Da habt ihr völlig recht. Habt ihr dies erkannt, habt ihr ein Gespür davon bekommen, was die Grenzen des MMORPG sind. Denn diese Szene kann auch im Pen & Paper oder im LARP sicherlich so vorkommen, allerdings ohne Einschränkung der Handlung. Es ist davon auszugehen, dass jeder MMORPG Spieler den Hammer genommen hätte und irgendwo gewinnbringend verkauft hätte. Und wie war das mit der Konkurrenz? Konkurrenzverhalten kann nur auftreten, wenn mindestens zwei Personen den Hammer begehren. Aber wer begehrt schon einen alten, verrosteten, wackelnden, mit einem von Holzwürmern zerfressenden Griff und von seinem Urgroßvater aus dem Jahr 1903 vererbten Hammer?

Und die Moral von der Geschichte?
MMORPG ist eine Facette von Rollenspiel, die vielen Grenzen der Fantasie unterliegt. Die dadurch reduzierte Handlungsmöglichkeit lässt sich auf die Beschränkung durch einen Computer zurückführen, da jede mögliche Handlung erst für einen Computer definiert werden muss. Dennoch kann ein MMORPG als Rollenspiel erlebt werden, solange jemand Interesse und Freude daran entwickeln kann und das am besten nicht allein. Wer isoliert ein MMORPG spielt kann der Gefahr unterliegen auch in der realen Welt isoliert zu werden. Doch dieser vorige Satz eröffnet unzählige Diskussionen, die an diesem Platz nicht gewollt sind.

Möge die Sonne euch in der Nacht hell leuchten,
sowie die Sterne am Tage.
Barthelomeo
(Original Veröffentlichung: Dienstag, 10. Juni 2008)

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