Silvesterlauf Rödinghausen 2018 – Eine Tradition mit familiärer Atmosphäre

Der Lauf den ich am zweithäufigsten nach dem Hermannslauf gelaufen bin, ist der Silvesterlauf in Rödinghausen. 2018 wird meine 10. Teilnahme am Silvesterlauf in Rödinghausen. Seit 2008 nehme ich teil. Nur im Jahr 2016 konnte ich wegen privaten, anderen Planungen nicht. Seit ich Laufberichte verfasse, wollte ich schon immer einmal über diesen Lauf schreiben. Ich hatte die letzten Jahre immer eine Kamera dabei gehabt und doch kam es nie dazu, dass ich einen Bericht verfasst habe oder gar einige Fotos geschossen hatte. Es ist, ganz nebenbei, auch einer der drei Läufe, die ich fast immer empfehle. Warum? Ich hoffe, dass erklärt dieser kleine Bericht von selbst.

Der Silvesterlauf in Rödinghausen

Bei dem Silvesterlauf starten immer um die 600 Teilnehmer_innen. Ein Kostümwettbewerb, wer zumindest mag, ist inklusive. Es gibt zwei Distanzen: 5,5 km und 11 km. Auf der 11 km Runde wird die 5,5 km Runde einfach zweimal gelaufen und die hat es in sich. Doch dazu gleich mehr.

Der Silvesterlauf in Rödinghausen hat so seinen eigenen, besonderes Charme. Es gibt keine Klos, keine Umkleiden und sonst auch nichts. Dieser Lauf hatte bisher keine Startgebühr, sondern man darf etwas freiwillig dem Veranstalter, dem CVJM, spenden. Es gibt eine offene Holzhütte, die etwas Schutz vor dem möglichen Regen bietet, sowie kleinere Holzhütten, wo unter anderem die Startnummerausgabe ist.

Das hat alles seinen eigenen, urigen Charme, den ich sehr schätze. Im Grunde trifft man sich im Wald und läuft gemeinsam ein letztes Mal im Jahr. Es ist familiär, nicht aufgesetzt, lustig und entspannt. Ich kenne doch recht viele Starter_innen und freue mich alle noch einmal wiederzusehen, kurz zu quatschen und auch einen guten Rutsch zu wünschen. Es ist für mich, auch persönlich, eine Pflichtveranstaltung an Silvester. Die Zeit wird mit einer Stoppuhr per Hand gemessen und die Startnummern müssen danach wieder abgegeben werden, damit sie im Folgejahr wieder benutzt werden können.

31.12.2018 – Vor dem Start

Am frühen Morgen fahren Sina, Markus, der auf meine Empfehlung einst ebenfalls seit Jahren nun den Silvesterlauf läuft, und ich nach Rödinghausen. Wir kommen gegen 9:00 Uhr an und um 10:00 Uhr ist der Start.

Ich bin leicht verletzt. Nicht schlimm, aber doch selbstverschuldet. Ich habe während eines Waldlaufes eine Wurzel nicht gesehen und bin ziemlich böse umgeknickt. Daher war ich angeschlagen. Ich wollte unbedingt diesen Lauf laufen, nur die Zeit, sollte dieses Jahr keine Rolle spielen. Wieder nahm ich die Kamera mit und dieses Mal mit dem festen Vorhaben Fotos für einen Bericht aufzunehmen.

Wir holen unsere Startnummer ab und bereiten uns auf den Lauf vor. Mein Verein ist ebenfalls da. Meist sind es 10 Starter_innen und oftmals ist es das einzige Mal im Jahr, wo ich mit ihnen gemeinsam starten kann. So ist das, wenn man der aktuell einzige Langläufer ist in einem Leichtathletikverein, der eine starke Jugendabteilung hat mit einem Fokus auf Mehrkampf.

Ich mache mich nicht warm und will mein Fußgelenk schonen. Die anderen sind jedoch fleißig und machen sich warm. Anders als die Jahre zuvor, stelle ich mich nicht nach ganz vorne, sondern eher in die Mitte des Feldes, hinter Markus und hinter Sina. Wir drei laufen alle die 11 km.

Die erste Runde

Beide Distanzen starten gleichzeitig und daher ist die erste Runde erfahrungsgemäß voll. Vor mir erstreckt sich eine lange Linie aus Laufenden. Nach gut einem Kilometer erblicke ich plötzlich Sina und Markus direkt vor mir. Ich schließe mich Sina und Markus an und laufe länger mit ihnen zusammen. Eigentlich dachte ich, dass ich sie nicht erspähen würde. Mein gewähltes Tempo war schneller als jenes, welche sich mir vorgenommen hatte. Ich fühlte mich aber gut, merkte aber, wie ich aus vorsichtig nicht rund lief, da ich mein Gelenk entlasten wollte. Erinnerungen an den Transalpine Run 2016 kamen hoch, wo ich eine ähnliche Situation erlebt hatte.

Der erste Kilometer ist flach und hat viele Kurven. Danach geht es leicht bergab auf ein offenes Feld, wo man bei gutem Wetter in die Ferne gucken kann. Hier kann es bei starkem Matsch sehr, sehr rutschig sein. Viele sind hier schon gestürzt und ich gehöre seit dem Jahr 2017 dazu.

Doch nach dem kleinen Downhill geht es direkt steil bergauf, nur um danach immer noch sanft weiter bergauf zu gehen. Bei diesem Anstieg verliere ich Sina und Markus. Sie verwenden ein ruhigeres Tempo an diesem kurzen, sehr steilen Stück, als ich es tue. Wo sind nur meine Vorsätze? Vielleicht sind sie ja schon im Jahr 2019? Wer weiß. Die Strecke verläuft über einen Kilometer ohne Pause stetig bergauf. Spätestens hier sollte deutlich werden, dass es dieser Lauf in sich hat. Nach 3 von 5,5 km hat man viel geschafft, doch nun folgen bald mehrere Bodenwellen, die einem wenig Rhythmus erlauben. Nach gut 4,5 km kann ich aufgrund der Streckenführung, einer 180 Grad Schlaufe, gute 200 m hinter mich ins Feld gucken. Sina und Markus kann ich leider nicht erkennen. Dann geht es nochmal ordentlich bergauf. Auch hier kann sehr rutschig sein. Das war es auch dieses Jahr. Jeder Schritt fühlt sich schwer an. Doch am Ende dieses Berges stehen Zuschauer_innen. Diese jubeln und klatschen und peitschen so jeden die letzten Meter hoch. Als ich oben ankommen bin, bin ich auf dem wohl schnellsten Abschnitt des gesamten Kurses. Ich habe nun 500 m Asphalt unter meinen Füßen und es geht ausschließlich bergab. Hier kann es schon einmal spannend werden, da intensive Schlusssprints möglich sind. Dies habe ich selbst schon mehrmals erlebt und natürlich auch mitgemacht. Nur dieses Jahr eben wegen der Vorsicht nicht.

Ich laufe heute zum ersten Mal den Berg runter in Richtung Ziel. Einige überholen mich, einige die gerade um jede Platzierung auf den 5,5 km ringen. Ich hingegen darf noch einmal in die zweite Runde. Ich muss links abbiegen, wo doch das Ziel nur wenige Meter vor meinen Augen ist. Doch anstatt traurig zu sein, freue ich mich wirklich sehr. Noch ist mein Lauf nicht zu Ende.

Die zweite Runde

In der zweiten Runde merke ich, dass ich wesentlich sicherer, runder laufe. Ich bin allerdings auch nun alleine. In der Ferne sehe ich vereinzelte Läufer, doch viele sind es nicht mehr. Ich mache heute mein Tempo, sodass ich mich gut und sicher fühle.

Nach und nach Laufe ich jemanden auf. Nach gut einem Kilometer der zweiten Runde hole ich den Läufer ein und erkenne, dass es Matthias ist. Den ich beim Lichtenstein Marathon im Mai kennengelernt habe (und dort auch im Bericht über ihn schrieb.)

Wir unterhalten uns kurz, ich mache ein Foto und laufe in meinem Tempo weiter und er eben in seinem. Ich werde noch einige wenige Überholen, gerade bei der bergauf Passage. Es folgen leichte Aufs und Abs die ich als Bodenwellen beschrieb.

Als der letzte Anstieg nach nun insgesamt 10 km folgt, freue ich mich. Nichts ist an meinem Fußgelenk passiert, ich hatte sehr viel Spaß, Freude und Lust am Laufen empfunden. Mit diesem Gefühl drücken mich meine Beine den Berg hoch. Auf einen Abschlusssprint verzichte ich dieses Jahr, auch wenn ich schon zügig die Straße runter Laufe. Mein Verein steht am Rand, ruft mir teilweise zu und ich laufe glücklich ins Ziel.

Im Ziel

Wenige Minuten später läuft Sina ein und wird Gesamtdritte bei den Frauen. Sie muss direkt zur Siegerehrung, ohne dass sie wirklich Luft holen konnte. Wir warten noch auf Markus, der ebenfalls zufrieden ins Ziel einläuft und fahren im Anschluss wieder Hause.

Ich traf noch wesentlich mehr Menschen, die ich kenne. Ich freue mich über jeden einzelnen, auch wenn ich sie nicht alle namentlich erwähnt habe. Aber seid euch sicher. Wenn alles gut verläuft, bin ich 2019 auf jeden Fall wieder dabei.

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